Gemeindedaten


Bezirk: Amstetten
Gerichtsbezirk:
Katastralgemeinden:
Fläche: 45,61 km²
Einwohner: 9.195
Höhe: 272 m
Vorwahl: 07435
Postleitzahl: 3350, 4300, 4482
Koordinaten: N 48 10,5 O 14 31,6
Gemeindekennziffer: 3 05 31

Über Sankt Valentin


Eingebettet zwischen Enns und Donau, im sogenannten Enns-Donau-Winkel, entwickelte sich die kleine Moststraße Gemeinde St. Valentin sehr rasch zur Stadt. Durch den Bau der Eisenbahn im 19. und dem Autobahnbau im 20. Jahrhundert wurde St. Valentin ein Verkehrsknotenpunkt, der heute nicht mehr wegzudenken ist. Seitdem stellt sie einen wichtigen Mittelpunkt in der Ost-West-Verbindung dar.
Das sowohl traditionelle, als auch das zeitgemäße, kulturelle Angebot weist eine hohe Vielfalt auf. Neben den sakralen Baudenkmälern wird mit dem Geschichtlichen Museum der Stadt St. Valentin ein kultureller Schwerpunkt gesetzt. Selbstredend gibt es in der Stadt und in der landschaftlich äußerst reizvollen Umgebung jede Menge Möglichkeiten Sport zu treiben oder sich einfach zu Erholen. Neben Radfahren, Segeln, Tennis oder Reiten wurde ein neues Schwimmbad geschaffen, das allen Ansprüchen gerecht wird.[1]

Geschichte


Besiedelung der Gegend und geschichtliche Entwicklung bis zum Ausklang der Römerzeit
Das Land, aus dem sich die Gemeinde St. Valentin entwickelte, umfasste ursprünglich das ganze Gebiet an Enns und Donau, das wir heute Enns-Donau-Winkel nennen. In der Jungsteinzeit siedelten bereits die ersten Ackerbauern in unserer Gegend. Um Christi Geburt stießen die Römer bis an die Donau vor und übten rund 500 Jahre hier ihre Herrschaft aus.
St. Valentin im frühen Mittelalter
Im 6. Jahrhundert wanderten die Baiern ein und siedelten sich östlich der Enns in kleinen Weilern und Haufendörfern an (Ernsthofen, Gutenhofen, Altenhofen, Erla,..). Doch schon um 700 wird von Verwüstungen an der Enns durch die Awaren (Reitervolk) berichtet. Zum Schutz gegen die anstürmenden Feinde aus dem Osten wurden Wehrburgen gebaut; die "Biburg" bei St. Pantaleon mit doppeltem Wall im 9. Jahrhundert und auf dem Georgenberg in Enns die erste Ennsburg.
Kriegerische Auseinandersetzungen und Bauernaufstände im Enns-Donau-Winkel
Während der kurzen Herrschaft Ottokars von Böhmen taucht zum ersten Mal die Bezeichnung "Österreich unter Enns" auf. Auch in der ersten Regierungszeit der Habsburger gibt es noch einige Zwistigkeiten. Wieder rücken feindliche Scharen heran bis zur Donau und zur Enns: vom Norden die Hussiten und vom Osten die Ungarn.
Der große Bauernaufstand auf St. Valentiner Boden im 18. Jahrhundert
Das Jagdrecht, ursprünglich allen Siedlern gemeinsam vorbehalten, hatte sich im Laufe der Geschichte zu einem Privileg der gehobenen Stände entwickelt. Das Schwarzwild in den Wäldern rund um St. Valentin wurde überhegt und zerstörte Gärten und Felder vor den Augen der Bauern. Bald begann das Abschießen des Wildes durch die Bauern. Inhaftierungen, Todesurteile, ein abenteuerliches Bauernkriegsdasein folgte.
Große Brandkatastrophen
Der Pfarrort hatte schon früher zwei verheerende Brände mitgemacht: 1683 und 1736. Damals gelobte die Pfarrgemeinde für den 4. Mai jeden Jahres eine Wallfahrt nach St.Florian. Sie wurde bis 1939 abgehalten.
Verkleinerung des Pfarrgebietes und kirchliche Neuordnung unter Josef II.
Mittlerweile hatte sich das weite Pfarrgebiet, das die vielen Ortschaften einte, erheblich verkleinert. Ernsthofen wurde 1775 als Pfarrvikariat mit 124 Häusern von St. Valentin abgetrennt, dadurch war die Zahl der Pfarrangehörigen von 4.000 auf 3.000 gesunken, die Bodenfläche ungefähr dem heutigen Gemeindegebiet angeglichen.
Die ersten Grundstücks- und Häuserverzeichnisse
Von den um 1750 durchgeführten Reformen Maria Theresias für eine straffere Verwaltung ihrer Länder und eine gerechte Steuerverteilung ist die sogenannte "Theresianische Fassion" besonders wichtig. Da wurde bäuerlicher Besitz sachverständig geschätzt und eingestuft und mit Nummern versehen.
Veränderungen durch den Bahnbau
Nach der Überlieferung sollte der Bahnhof hinter dem Friedhof erbaut werden, aber, wie bei vielen anderen Orten, wurde das "Dampfross" aus dem Dorf verbannt. Höhepunkte waren sicher die Eröffnungsfahrt am 21. November 1858 als die Lok "Mariazell" von Wien hier durchkam, und als im Juli 1860 Kaiserin Elisabeth mit der Bahn, die ihren Namen trug, nach Salzburg fuhr. Fast alle Häuser im Ort wurden damals umgestaltet oder neu gebaut, die Bauweise mit Stein-Ziegel-Schlichtung verschwand fast gänzlich.
Bevölkerungszuwachs in St. Valentin um die Jahrhundertwende
Beim Befahren der neuen Strecke nach Kleinreifling ergab sich jedoch eine Schwierigkeit. Sie durfte nur vom Budweißer Personal bedient werden. Als sich das änderte gab es in St.Valentin einen erstaunlichen Bevölkerungszuwachs von mindestens 700 Leuten. St. Valentin hieß nun stolz "an der Westbahn" und war ein wichtiger Bahnknotenpunkt mit guten Arbeitsplätzen.
Schwierigkeiten in der Zwischenkriegszeit
Die Wohnungsnot war so groß, dass sogar abgestellte Eisenbahnwaggons als Notquartiere verwendet wurden. Auch nach der großen Geldentwertung waren die Valentiner sehr spendenfreudig und finanzierten das Kriegerdenkmal, das vor der Kirche aufgestellt, später aber in die Friedhofstraße versetzt wurde.
Kulturelle Leistungen bedeutender St. Valentiner
1903 gründete Josef Stöckler in St. Valentin die erste Molkerei Niederösterreichs und 1906 den niederösterreichischen Bauernbund, dessen Obmann er bis 1927 blieb. 1918 war es sein Verdienst, dass die weißen Lippizaner, für Österreich erhalten blieben. Josef Stöckler starb 1936.
Die Zeit nach dem Einmarsch der Deutschen
Massensuggestion und Neugier trieben viele Leute zur Bundesstraße, um den "Führer" durchfahren zu sehen. Ehemalige "Frontkämpfer" bekamen "Orden" zugestellt. Die Jüngeren wurden militärisch umgeschult und zogen in den Krieg. Frauen mussten ihre Arbeitsplätze übernehmen. Dann wurde zugegeben: "Ein Krieg ohne die "Ostmark" wäre nicht möglich gewesen."
Die Panzerfabrik "Nibelungenwerk"
Kurz nach der Okkupation Österreichs durch das Reich traf man Vorbereitungen zur Errichtung des Nibelungenwerkes (Ni-Werks). 1942/43 waren prominente Besucher in das Ni-Werk gekommen: Adolf Hitler, Hermann Göring, Gauleiter Dr. Jury, Gauleiter Eigruber und Professor Ferdinand Porsche. Von den insgesamt 8.200 produzierten Standard-Panzern wurden 4.350 im Ni-Werk erzeugt. Der Großteil der Bevölkerung wusste nicht, was in diesem wichtigen "Rüstungsbetrieb" erzeugt wurde. Dass es im "Reich" nur drei Panzerwerke: Krupp in Essen, Henschel in Kassel und das Ni-Werk in St. Valentin gegeben hatte, wurde erst später bekannt. Gegen Kriegsende arbeiteten etwa 10.000 Personen aus 14 Nationen (meist Kriegsgefangene). Als sich die Todesfälle unter den Fremden mehrten, erhob der "beschauende" Arzt Einspruch. Von da an gab es keine Totenbeschau mehr, es musste eingetragen werden, was das Werk als Todesursache angab. Leute die sich für die Menschen im "russischen KZ" einsetzten, mussten dafür schwer leiden.
Bombardierungen, Not und Elend zu Kriegsende
1944 begannen die Bombardierungen. Ein Riesenscheinwerfer zur Überwachung des Luftraumes war in der äußeren Thurnsdorfer Straße aufgestellt. Am 20. August 1944 gab es den ersten Nachtangriff, bei dem das Ni-Werk verfehlt wurde. Der Großangriff auf St. Valentin war am Vormittag des 23. März 1945. Er begann von Nordosten von Rems Richtung Neu Thurnsdorf, auf die Flakstellung. Nach einer später erstellten Karte eines deutschen Offiziers fielen auf eine Fläche von zirka 1.000 x 750 qm 609 Sprengbomben. Das Nibelungenwerk war schwerst getroffen, von den neuen Hallen waren nur zwei stehen geblieben. Es gab 16 Tote; ein vermisster Ingenieur wurde erst im August im Dachstuhl einer zerstörten Halle gefunden. Als die Amerikaner gegen die Enns vorrückten, setzte sich ein SS-Trupp in Altenhofen fest und feuerte weiter. Im Ort St. Valentin waren schon am 5. Mai weiße Fahnen zu sehen, doch musste man die folgende Nacht noch zumeist im Keller verbringen. Tatsächlich kamen am 7. Mai amerikanische Lastwagen und Panzer zur Freude der Bewohner, die sich gleich Zuckerl und Schokolade bei den Autos holten.
Die Besatzungszeit
Groß war die Enttäuschung der Bevölkerung, als die Amerikaner am 8. Mai wieder abzogen und die Russen ankündigten. Der Krieg war zu Ende, aber die Angst vor der Besatzung war groß und nicht zu unrecht. Viele Leute flüchteten noch schnell über die Enns und konnten dann nicht zurück. Die ersten Umbruchstage waren schrecklich: neun Morde durch unbekannte Täter, Plünderungen von Güterzügen, deren Wagenpapiere verlorengegangen waren. Leider waren daran auch Einheimische beteiligt. Am 11. Mai 1945 wurden die Ennsbrücken gesperrt und am Bahnhof eine Militärkommandantur errichtet. Nur wer hier Arbeit angenommen hatte, besonders in der Landwirtschaft, durfte dableiben. Viele alte Leute und Kinder starben in St. Valentin. 230 Soldaten hatten ihr Leben opfern müssen, 52 gelten als vermisst. Für die 291 Todesopfer aus den Arbeitslagern wurde auf dem Ortsplatz während der Besatzungszeit das sogenannte "Russendenkmal" errichtet, dessen Tafeln noch im Museum aufbewahrt werden.
St. Valentin nach 1955
Die Unterzeichnung des Staatsvertrages im Jahre 1955 wurde zuerst nur in den Schulen gefeiert. Die offizielle Abschiedsfeier für unsere "Befreier" wurde im September gehalten, als die Stadtkommandantur aufgelöst und der letzte Zug der Besatzung Richtung CSSR abgefahren war. Die Arbeit an der Autobahn brachte große Veränderungen der Siedlungslandschaft und riss oft Ortschaften auseinander. Den Veränderungen um die alte Pfarrkirche in St. Valentin standen die älteren Leute mit gemischten Gefühlen gegenüber. Sie trauerten um "die Insel des Friedens", die den Alltagslärm vom Gotteshaus fernhielt, wenn sie auch einsahen, dass dem vermehrten Verkehr Rechnung getragen werden musste. Mittlerweile geben aber die neuen Pflanzungen wieder einen schönen Rahmen für unser ehrwürdiges Gotteshaus, das Wahrzeichen Alt-Valentins.
Entwicklung zur Wirtschaftsstadt
Durch die Verlagerung der Steyr-Traktorenproduktion von Steyr nach St. Valentin wurde die Stadt sehr bald auch als Wirtschaftsstandort bekannt. Seit 2007 ist das Traktorenwerk St. Valentin Europasitz der landwirtschaftstechnischen Sparte von Case New Holland (CNH), welche die Produktion der Steyr-Traktoren und somit auch den Standort übernommen haben. Durch den guten Verkehrsstandort eröffnete die heutige OMV im Ortsteil Rems ein großes Tanklager für diverse Erdölprodukte. Ende der 1980?er Jahre kam ein weiterer Großbetrieb nach St. Valentin, der Maschinenhersteller Engel Austria, welcher große Spritzgussmaschinen hierorts anfertigt und in zahlreiche Länder Europas ausliefert. Mit der Firma Hartl, welche auf die Herstellung großer Asphaltbruchmaschinen spezialisiert ist, kam kürzlich ein weiterer Großbetrieb in unserer Gemeinde. Mit dem Engineering Center Steyr (ECS) von Magna Powertrain befindet sich ein weiteres in der Automobilentwicklung spezialisiertes Unternehmen im Ort. Die Wirtschaft in unserer Gemeinde wuchs aber nicht nur durch große Betriebsstandorte außerordentlich an, sondern auch durch zahlreiche Klein- und Mittelbetriebe, etwa im sogenannten Gewerbepark zwischen Westautobahn und -bahn.
Die Stadt wächst
Nicht nur im Wirtschaftssektor wuchs die Gemeinde in den letzten Jahrzehnten stark an, auch die Bevölkerung insgesamt nahm zu. Dementsprechend kamen in unserer Gemeinde neue Geschäfte hinzu, etwa im Fachmarktzentrum. Ein besonderer Schwerpunkt lag in der Eröffung bzw. im Ausbau der öffentlichen sowie sozialen Einrichtungen der Stadt. Das Freibad wurde in eine attraktive Bade- und Naherholungsoase umgebaut. Im Jugendbereich entstanden das Taka-Tuka-Land und das Jugendzentrum JUZ. Ebenso konnte ein Altenwohnheim errichtet werden. Ein jüngeres Projekt war die Zusammenlegung der Freiwilligen Feuerwehr und der Polizeiinspektion in einen gemeinsamen, modernsten Standards entsprechenden Gebäudekomplex im Stadtzentrum. In den letzten Jahren wurden zudem zahlreiche wichtige Straßen in St. Valentin neugestaltet.[2]

Sehenswürdigkeiten


Pfarrkirche zum St. Valentin


Angesichts des Alters der Pfarre muss die spätgotische Kirche mindestens einen Vorgängerbau gehabt haben, dessen Standort wahrscheinlich bereits der heutige war. Eine Jahreszahl am südlichen Strebepfeiler bezieht sich auf 1476, das Jahr der Vollendung des Chorraumes. Das Kirchengebäude trägt noch drei weitere Jahreszahlen:1515 wurde in den Sockel des südlichen Langhauspfeilers gemeißelt und ist auch rechts und links am Chorbogen zu lesen, und vom Musikchor aus kann man am hinteren Langhauspfeiler die Jahreszahl 1522 neben einem Schildchen mit den Buchstaben VS, ZS, die noch nicht gedeutet sind lesen. Aus dieser Zeit stammt das reich gegliederte Netzrippengewölbe.
Der Turm aus dem 16. Jahrhundert war bedeutend niedriger als der heutige. Sein keilförmiges Dach prägte bis 1887 das Ortsbild von St. Valentin. Von der gotischen Kircheneinrichtung ist außer dem Taufstein nichts mehr erhalten. Erst in den folgenden Jahrhunderten wurde das Kirchengebäude durch Ein- und Zubauten stark verändert. Die Umgestaltung in neugotischem Stil erfolgte von 1867 bis 1880 unter dem Linzer Dombauarchitekten Otto Schirmer. Im Hochalter ist die zentrale Figur die Statue des heiligen Valentin. Sie wird von zwei Engeln mit Spruchbändern flankiert. Die Tabernakeltüren fertigte der Wiener Goldschmied Ludwig Adler an. Am Chorbogen wurde die Kanzel angebaut. Unterhalb sind die abendländischen Kirchenväter angeordnet. Die geöffneten Flügel des Marienaltares zeigen Reliefs der Heiligen Magdalena, Theresia, Katharina und Elisabeth. Auf den geschlossenen Flügeln der Predella befinden sich Darstellungen aus dem Leben der Heilgen Notburga und der heiligen Cäcilia. Im Josefsaltar ist Josef, der Nährvater, ist umgeben von den Heiligen Leopold, Johannes von Nepomuck, Aloisius und Florian.
In den Fenstern der Kirche entstand ein Bilderzyklus: auf dem zweiteiligen Fenster neben dem Frauenaltar ist der Stammbaum Jesu dargestellt: Joachim und Anna unter der goldenen Pforte, darüber die Verkündung. Das kleine Bild zeigt die Verklärung des heiligen Valentin. Im ersten, dreiteiligen Fenster des Presbyteriums ist die Sendung des Heiligen Geistes dargestellt, darunter die Überbringung des Leichnams des heiligen Valentin. Das folgende Fenster zeigt Himmelfahrt und Krönung Mariens, ein Motiv aus dem alten Hochaltar, darunter das Sakrament der letzten Ölung, vom heiligen Valentin gespendet.
Seit 950 Jahren hat St. Valentin eine selbständige Pfarre. Das Jahr 2000 ist daher von einem umfangreichen Jubiläumsprogramm geprägt.

Filialkirche zur heiligen Maria Magdalena in Rems


Zur älteren Geschichte des Dorfes Rems, das 1204 erstmals erwähnt wird, lassen sich nur Vermutungen anstellen. Offenbar wurde eine in einer Wallanlage stehende Burg zur Kirche umgebaut. Dafür sprechen die großen Buckelquader und vor allem die Stiege, die in der Mauerstärke auf den Dachboden führt.

Filialkirche zum heiligen Andreas in Hofkirchen


Alter und Stifter des einst unter Spielberger Vogtei stehenden Kirchleins sind nicht bekannt. Es ist wohl in der Spätgotik, etwa um 1500, erbaut worden. Davon zeugt heute der Chor, der mit dichten, rhombischen Netzrippen überzogen ist.
Pfarrkirche zur heiligen Maria von der immerwährenden Hilfe in Langenhart

Am 29. September 1957 wurde die für die Bewohner der neuen Siedlung erbaute Kirche geweiht. Auf dem Hochaltar aus Kunststein sind Szenen aus dem Marienleben dargestellt.[3]

Sagen aus St. Valentin[4]


Die Sage vom St. Valentiner Kirchenbau


Auf der Anhöhe von Altenhofen, wo der Hallerhof steht, sollte ursprünglich die Kirche von St. Valentin erbaut werden. Es wurde auch schon alles zum Bau vorbereitet. Aber als man die Arbeit begonnen hatte, verschwanden Baugerät und Werkzeug plötzlich auf unerklärliche Weise. Unten in der Ebene, in der Nähe des Erlabaches, wurde es sodann wieder aufgefunden. Man dachte vorerst an einen Streich des "Bösen Feindes", wie der alte Ferdl den Teufel stets bezeichnete. Nun ließ man das Werkzeug weihen und begann weiterzubauen. Doch, so oft man dies auch versuchte, immer wiederholte sich das gleiche Spiel. Da endlich ging den Bauleuten ein Licht auf, sie erkannten, daß damit der Herrgott selbst den Ort ausgesucht habe, auf dem sein neues Haus erstehen solle. Und so erhebt sich denn heute an dieser Stelle das herrliche Gotteshaus und um dasselbe pulsiert das Herz St. Valentins. (Wallner.)

Das verschwundene Schloß Altenhofen

[5]
Einst thronte auf der Höhe von Altenhofen ein mächtiges Schloß. Zu ihm gehörte weitum das Land, vor allem die Ackerbreiten der heutigen Bauernhöfe Rotleeb und Schwarzleeb, von denen es früher hieß, daß ihr ergiebiger Boden alljährlich einen goldenen Pflug einbringe. Trotz ihres Reichtumes wurden aber die Schloßherren von Altenhofen immer habsüchtiger, ja sie überfielen sogar die Kaufleute, die die nahegelegene Römerstraße befuhren. Vom Raubschlosse führten mehrere unterirdische Stollen bis zu den damals wildverwachsenen Hohlwegen längs der Straße beim Angerbauerngraben. In diesen Stollen verschwanden sie spurlos mit ihrem Raube, sobald sie eine Gefahr witterten. Vom Söller des Schlosses aus konnten Sie das Leben und Treiben auf der Landstraße von Enns bis Altenhofen beobachten. Wohl hatten die Landesfürsten vom wüsten Treiben dieser Ritter Kunde erhalten, und sie waren ihnen schon öfters hart auf den Fersen gewesen, doch war das Schloß derart gut befestigt, daß ihnen nicht beizukommen war, weil sie durch ihre Stollen immer Verstärkung von ihren Raubkumpanen an der Donau erhielten. Ihre Gefangenen ließen sie oft auf grausame Art schinden. Aus dem Verließ tönten die Schreie der Gemarterten bis zum Gemach des frommen Schloßfräuleins und drangen diesem wie Dolche ins Herz. Auf jede nur mögliche Art erleichterte das Fräulein das Los der Gefangenen, sobald es die Brüder nicht sahen. Als diese nun wieder einmal einen Raubzug ausführten, entfloh das Mädchen aus der Burg, gelangte bis zum Landesfürsten nach Wien und berichtete, was es von den unterirdischen Stollen in Altenhofen wußte. Nun folgte das Strafgericht auf dem Fuße. Unter Anwendung einer List gelangten die Krieger des Landesfürsten in das Innere des Schlosses. In dem verzweifelten Ringen fanden die Altenhofner Raubritter den Tod. Das Schloß aber ging in Flammen auf und leuchtete als schauerliche Fackel tagelang weithin über das Land. Nur die Wälle und Grundquadern waren verblieben, doch wurden diese später abgetragen und zum Bau der Burgen der Arbeit und des Fleißes, der stolzen Vierkanter, verwendet. Der Schloßhügel aber bestockte sich und die Pflugschar furchte rundherum, nur die Namen "Schloßberg" und "Schloßgraben" haben sich im Volksmunde erhalten. (Wallner.)

Die Kreuzrunse bei St. Valentin

[6]
Einst befand sich an der Stelle der "Kreuzrunse" ein Fahrweg, der sich am Fuße des Rohrbach- und Windberges von Gutenhofen nach Altenhofen hinzog. Damals gab es noch keine Eisenbahn, aller Warenverkehr wurde auf der Landstraße mit Pferdewagen besorgt. Lustig knallten die Peitschen von früh bis spät, und in den Gasthöfen an der Straße ging es oft hoch her. Um mit schwerer Last die gefürchteten Strengberge befahren zu können, war damals ein Vorgespann nötig. Die großen Fuhrmannsherbergen, unter ihnen der heutige Gmeinerhof in Klein-Erla, verdankten ihr damaliges Aufblühen vielfach auch dem Vorspanndienst. Auf diese Weise verdiente mancher Bauer einen guten Gulden.
In jener Zeit sprengte tagtäglich, aus der Haager Gegend kommend, ein fremdartig aussehender Mann mit zwei kohlschwarzen Rappen diesen Feldweg entlang, an St. Valentin vorbei, der Landstraße zu. Die hohe Gestalt mit der dunklen Haut und dem gespenstig flatternden Mantel machte auf die Einheimischen einen unheimlichen Eindruck. Die Leute bemerkten bald, daß der Fremde jedem Kreuzstöckl auswich und erkannten ihn als den Höllenfürsten. Man wußte auch, daß er jedem armen Fuhrmann gegen Verschreibung der Seele Vorspanndienste leistete, man erkannte, daß viele Unglücksfälle in der Nähe seiner Reitbahn seinem unheilvollen Einfluß zuzuschreiben waren. So ging es jahrelang dahin, bis es endlich zwei Burschen aus Altenhofen fertigbrachten, ihn zu vertreiben. Sie zimmerten nämlich aus Balken ein wuchtiges Kreuz, gruben nachts an der Stelle wo heute die Altenhofner Straße die Kreuzrunse überbrückt, ein tiefes Loch und rammten das Kreuz hinein. Am Morgen legten sie sich sodann auf die Lauer, um den Teufel beobachten zu können. Sie wußten, daß er stets um die Zeit des Aveläutens diese Stelle erreichte. Da geschah es, daß ein mauerdicker Nebel einfiel, so dicht und undurchsichtig, daß man kaum die ausgestreckte Hand vor sich erkennen konnte. Die Burschen mußten daher ganz nahe zum Kreuz. Das Gebetläuten erklang, und alsbald wurde auch ein dumpfes Pferdegetrabe vernehmbar. Es kam näher und näher, und jetzt tauchten aus dem Nebel die verschwommenen Umrisse der Pferde auf. Da bekamen es die beiden doch mit der Angst zu tun, und sie nahmen Reißaus. Hinter ihnen entstand aber ein derartiger Höllenlärm, daß ihnen die Haare zu Berge standen! Da rannten sie, was die Beine nur hergaben.
Als es Tag geworden war, fand man das Kreuz durch einen furchtbaren Anprall zerschmettert, Blutflecken klebten an den Holztrümmern. In der Ebene ließ sich der gruselige Vorspannreiter nicht mehr sehen, doch droben in der Wolföd, auf den verwurzelten Holzwegen und entlang der schilfbewachsenen Gräben von denen noch heute einer der "Teufelsgraben" genannt wird, da sah man ihn, von Lembach über Rittmannsberg herkommend, noch des öfteren gegen die Strengberge hinsprengen. Aus seinem alten Reitweg aber war eine Runse geworden, die alle Quellen der umliegenden Hänge dem Erlabach zuführt. Zum Andenken an das grausige Erlebnis wurde sie "Kreuzrunse" geheißen. (Wallner.)

Die Entstehung des Hofnamens "Bärnhaper"

[7]
Der Hofname "Bärnhaper", ein Bauernhof in der Nähe der Wolföd, rührt von der Erlegung eines Bären her. Einst betätigte sich der Bauer in einem seinem Hofe nahegelegenen tiefen Graben des Ennswaldes mit Rodungsarbeiten, als er von einem fraßhungrigen Bären angefallen wurde. Im Kampf auf Leben und Tod gelang es dem Bauern in höchster Not doch noch, das Raubtier mit seiner Axt im Leben zu treffen. Das Haupt des gestreckten Bären schlug er hierauf ans Scheunentor. Seit dieser Zeit werden die Eigentümer des Hofes "Bärnhaper" genannt. (Wallner.)

Der fremde Geiger

[8]
An einem Samstag erschien einst auf einem Bauernhof in der St. Valentiner Gegend ein fremder Musikant und verlangte ein Nachtquartier. Das spöttische Lächeln des Fremden, vor allem aber die lange, feuerrote Hahnenfeder, die auf seinem Spitzhütel baumelte, muteten dem Bauern irgendwie unheimlich an. Dennoch wies er dem Fremden im Stadel ein Nachtlager an. Am folgenden Morgen, es war ein Adventsonntag, vernahmen die Burschen und Mägde auf dem Kirchwege in der Scheune wundervolle Geigentöne. Sie verhielten, lauschten und wurden von den immer berückender anschwellenden Klängen ganz gefangengenommen. Als sodann ein plötzlich aufrauschender Windstoß das Scheunentor aufriß, gewahrten sie in der Mitte der blankgefegten Tenne, an einen Pfeiler gelehnt, den fremden Geiger mit der roten Feder auf dem Hute. Verlockend und berauschend entquoll nun eine wilde Tanzmusik seiner Fiedel, und trotz der gutgemeinten Ratschläge einiger älterer Kirchgänger konnte die Jugend schließlich nicht mehr widerstehen und die Tenne wurde zum Tanzsaal. Längst war der Vormittag vorüber, aber noch immer tanzten alle wie besessen. Da riß urplötzlich das Spiel ab, der Geiger war verschwunden und ein Hahn mit blutroten Federn krähte mit schriller Stinune ein langgezogenes Kikerikiiii, schwang sich hierauf auf den Kornstock, der sofort Feuer fing und den Stadel in Brand steckte. Alle, alle Tänzer mußten verbrennen, und das traurige Ende bildete eine Reihe verkohlter Menschenkörper. (Wallner.)

Die Sonntagdrescher

[9]
Ein ungemein geiziger Bauer im Ennswinkel, dem seine Dienstboten nie genug arbeiten konnten, befahl diesen einst, auch an einem Sonntag Korn zu dreschen. Vorerst weigerten sich die Leute das zu tun. Doch weil sie wußten, daß ihr Brotgeber sehr jähzornig und gewalttätig sein konnte, wollten sie ein paar Stunden das Gewünschte tun. Schon erklangen die Drischeln im Takte, doch so sehr man sich auch bemühte, kein Körnlein sprang aus den ausgebreiteten Garben. "Das kommt davon, weil ihr zu faul seid, um ordentlich hinzuschlagen", schrie da der Geizhals erbost und entriß einem Knechte den Dreschflegel. Er holte weit aus, wobei er abermals rief: "Da schaut her, so drischt man!" Der Flegel fuhr pfeifend durch die Luft, schnellte aber nicht auf die Ähren nieder, sondern schlug auf den Wütenden zurück und dieser sank mit zerschmettertem Schädel zu Boden. (Wallner.)

Einzelnachweise
[1] http://www.st-valentin.at/index.php?option=com_content&view=article&id=151&Itemid=81, 1.08.2011, 11:26
[2] http://www.st-valentin.at/index.php?option=com_content&view=article&id=192&Itemid=112, 9.08.2011, 9:02 Uhr
[3] http://www.st-valentin.at/index.php?option=com_content&view=article&id=207&Itemid=113, 9.08.2011, 9:05 Uhr
[4] Sagen aus dem Mostviertel, gesammelt von der Lehrerarbeitsgemeinschaft des Bezirkes Amstetten, Amstetten 1951,fckLRS. 72
[5] Sagen aus dem Mostviertel, gesammelt von der Lehrerarbeitsgemeinschaft des Bezirkes Amstetten, Amstetten 1951,fckLRS. 73
[6] Sagen aus dem Mostviertel, gesammelt von der Lehrerarbeitsgemeinschaft des Bezirkes Amstetten, Amstetten 1951,fckLRS. 74
[7] Sagen aus dem Mostviertel, gesammelt von der Lehrerarbeitsgemeinschaft des Bezirkes Amstetten, Amstetten 1951,fckLRS. 76
[8] Sagen aus dem Mostviertel, gesammelt von der Lehrerarbeitsgemeinschaft des Bezirkes Amstetten, Amstetten 1951,fckLRS. 77
[9] Sagen aus dem Mostviertel, gesammelt von der Lehrerarbeitsgemeinschaft des Bezirkes Amstetten, Amstetten 1951, S. 79